Rennbahnstr. 100, 50737 Köln Weidenpesch
Aktuelles
Starter
Rennstall
Erfolge

RW – DIE ALLZWECKWAFFE

22. 03. 2021

Pressekollege Michael Hähn führte am 17. März für den vom Wettanbieter “Racebets” initiierten und regelmäßig veröffentlichten Insider Talk, ein Interview mit dem am Stall von Henk Grewe tätigen Robin Weber, dass wir hier gerne im Originaltext weitergeben und mit Fotos von Marc Rühl ergänzen.

Insider-Talk mit Robin Weber: „Ich habe ein breites Spektrum an Aufgaben“

110 Siege stehen auf seinem Konto als Rennreiter, Robin Weber (21) galt als ein großes Talent. Doch nur selten sieht man ihn noch im Rennsattel, seine Größe und damit einhergehende Gewichtsprobleme schränkten die Möglichkeiten ein. Doch am Stall von Henk Grewe ist er eine feste Größe. Exklusiv im Insider-Talk auf dem Blog berichtet Robin Weber über seine Pläne.

„Es war schon frustrierend“

2017 und 2018 wurden Sie als Nachwuchschampion ausgezeichnet. 23 Siege in einer Saison waren ein tolles Ergebnis. 21 Ritte haben Sie 2020 nur noch absolviert. Was waren die Gründe, dass Sie ihre Jockey-Laufbahn einschränken mussten? Wie groß und wie schwer sind Sie aktuell?

Robin Weber: Ja, das ist richtig, ich war Champion 2017 und 2018 der Auszubildenden. Als ich dann meine Abschlussprüfung bestanden und dann keine Erlaubnis mehr hatte, war es sehr schwer, an Ritte zubekommen. So schwer, dass ich sogar Anfang 2019 erst keine Lizenz mehr beantragt habe, da es einfach nur frustrierend war, zu wollen, aber von niemandem mehr so eine richtige Chance zu bekommen.

Beetle Star war das einzige Pferd, das ich auch ohne Erlaubnis weiter geritten habe. Natürlich ist mir bewusst, dass es für mich noch schwerer war, da ich nur meine 59 Kilo reiten konnte. Da war die Auswahl eh schon nicht groß, und dann wollten die meisten die Erlaubnisreiter, was ich bei zum Beispiel bei 63 Kilo auch verstehen kann. Aber bei 1,79 Meter Körpergröße ist auch nicht leicht. Mein Durchschnittsgewicht beträgt 65 Kilo. Das liegt aber auch daran, dass ich einfach mein Leben genieße, und das esse, was ich möchte.

Wie schwer ist es Ihnen gefallen, sich auf andere Tätigkeiten zu konzentrieren?

Robin Weber: Um ehrlich zu sein, nicht besonders hart, da es auch durch Corona noch schwerer geworden war, an gute Ritte zu kommen, und deswegen ist es auch kein großes Problem, sich auf andere Sachen zu konzentrieren. Zumal mein Arbeitstag so umfangreich und abwechselnd ist.

„Meine Lieblingsaufgabe ist, das Heu und Stroh zu fahren

Was sind Ihre Aufgaben bei Henk Grewe? Was macht Ihnen an der Arbeit besondere Freude? Was schätzen Sie am Trainer?

Robin Weber: Ich habe ein sehr breites Spektrum an Aufgaben. Es fängt an mit dem Verteilen der Heu- und Strohballen. Dann gucke ich meistens, dass die Pferde in die Maschine kommen. Ich reite dann noch voll mit. Dann muss ich noch alles bestellen, Späne, Futter, Heu und Stroh. Allgemein gilt es, einfach so viel wie möglich, den Trainer zu entlasten. Es gibt eigentlich nichts, was ich nicht mache. Aber meine Lieblingsaufgabe ist, das Heu und Stroh zu fahren.

Ich schätze vor allem an meinem Trainer, wie locker er dass alles unter einen Hut kriegt. Wie viel das ist, ist schon beeindruckend. Ich selbst hab es ja am eigenen Leib gespürt, als er im Urlaub war.

„Wisperwind war ein besonderes Pferd in meinem Leben“

Wir erinnern uns noch gut an Ihre Siegesserie mit Wisperwind. Was verband Sie mit diesem Pferd? Was sind aktuell Ihre besonderen Lieblingspferde und warum?

Robin Weber: Ja, Wisperwind war schon ein sehr besonderes Pferd in meinem Leben. Denn nicht jeder kann behaupten, mit einem Pferd zehn Rennen in drei Ländern zu gewinnen. Mein persönliches Highlight war natürlich der Sieg in Chantilly, der einfach nur atemberaubend war , denn da sah man das riesengroße Kämpferherz von ihm, was ihn so einzigartig gemacht hat.

Aktuell sind meine Lieblingspferde die, die ich jeden Tag reite. Das wären Noble Heidi, Sea Bay, Recover Me und Singapore Bay. Sie sind meine Lieblinge, da ich stets mit ihnen arbeite und das einfach miteinander verbindet.

„Seit ich denken kann, war ich am Reiten“

Wie fing alles im Rennsport an?

Robin Weber: Seit ich denken kann, war ich am Reiten. Angefangen hat alles im Reitstall. Bis ich dann mit neun Jahren mit den Pony-Rennen angefangen habe. Mit 14 Jahren habe ich am Junior Cup im Südwesten teilgenommen. Da habe ich mit meinem damaligen Liebling Pedro Cays auch direkt mein erstes Rennen gewonnen, bis ich dann mit 15 endlich den Amateurschein machen durfte. Ich habe geritten, bis ich die Ausbildung angefangen hatte. Das war knapp eineinhalb Jahre später. Dann habe ich noch zwei Monate weitergemacht, bis ich mir das Schlüsselbein und den Radiuskopf im Ellenbogen gebrochen habe. Danach war ich zweimal Champion.

Meine Mutter hat mich immer unterstützt“

Welchen Einfluss hatte Ihre Mutter Marion, die früher selbst Trainerin war?

Robin Weber: Meine Mutter war eigentlich dagegen, dass ich in den Sport gehe. Deshalb war ich gute zwei Monate bei OBI als Kaufmann im Einzelhandel. Trotzdem hat sie mich immer unterstützt in jeglicher Hinsicht.

„Ich war nicht wirklich handwerklich begabt“

Apropos Baumarkt, sind dann doch schnell zu den Pferden zurückgekehrt. Weshalb?

Robin Weber: Ich bin von Obi weggegangen, da der Job mir einfach nicht gefallen hat. Ich fand die Arbeitszeiten sehr schlecht, da ich die schönen Arbeitszeiten vom Rennsport gewöhnt war. Aber mein größtes Problem dort war, dass ich den Kunden eigentlich nie helfen konnte. Denn ich bin halt nicht wirklich handwerklich begabt, also hatte ich mich immer fehl am Platz gefühlt. Aber zum endgültigen Entschluss kam ich beim Schrauben einsortieren diese Arbeit war nichts für mich.

Zukunft als Trainer?

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft? Welche Rennbahnen und Rennen möchten Sie unbedingt besuchen?

Robin Weber: Mein Plan ist eigentlich, dass ich irgendwann selbst Trainer bin und dann auch mal in Royal Ascot oder am Arc-Wochenende dabei bin und vielleicht sogar mal einen Starter im Arc, in der King George oder im Japan Cup habe.

Stall mit Perspektive

Was würden Sie den derzeitigen Nachwuchsreitern raten? Wer sind in Ihren Augen die größten Talente?

Robin Weber: Ich würde ihnen raten, sich an einen Stall zu halten, der eine Perspektive hat und wo man immer Chancen bekommt. Denn wenn man an einem Stall ist, wo es einen Stalljockey gibt, wird man mehr auf der „Kiste“ sitzen als dass man selbst möchte. An Sean Byrne finde ich schon sehr beeindruckend, auf welche Art und Weise er reitet – das ist vorausschauend, taktisch klug. Und er bringt die Pferde auch nicht zu früh, in meinen Augen wird er der Champion der Auszubildenden für 2021.

Fußball, Joggen oder Schwimmen

Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Robin Weber: Wegen Corona ist man ja momentan sehr eingeengt, aber wenn sich das mal wieder legt, spiele ich gerne Fußball, gehe Joggen oder Schwimmen. Aber auch einfach mal miteinander abhängen und entspannen.

Text : Michael Hähn / Fotos : Marc Rühl