Die Kölner Union wurde am vergangenen Sonntag ihrem Ruf als wichtigste Derbyvorprüfung wieder einmal vollauf gerecht. Auch wenn sich getreu dem Motto “The winner takes it all” nunmehr alles um den Sieger und neuen Derbyfavoriten Best of List dreht, hat sich in seinem Schatten mit dem zweitplacierten Dolcetto ein Pferd mit großem Stehvermögen zurückgemeldet und den Fehdehandschuh in den Ring geworfen.
Denn es machte schon mächtig Eindruck, wie der im Schlußbogen noch mit am Ende des Feldes zu findende Gleneagles Sohn, ab Mitte Gerade auf Gegner um Gegner einsammelte und kurz vor Linie sogar noch Sky Out den zweiten Platz vor der Nase wegschnappte. Eine bessere Empfehlung für das noch einmal um 200 Meter weitere Derby, konnte er damit nicht abgeben.
“Sehr talentiertes Pferd, daß erst spät spät in den Rennstall kam. Hatte zu Beginn etwas mit Verschleimung zu kämpfen, fängt langsam jedoch an sich anzubieten” so stellte Trainer Henk Grewe schon in der vorjährigen Stallparade den 52.000 teuren BBAG – Kauf mit einigem Zutrauen vor.
Und Gestüt Winterhauch’ s Gleneagles – Sohn machte sich im Vorjahr bei der Arbeit nicht nur immer besser bemerkbar, sondern startete dann auch granatenstark in seine Rennkarriere. Beim Debut gleich ein überlegener Fünf-Längen-Erfolg über Ankunft, mußte er sich beim zweiten und zugleich letzten Jahresstart im Herzog von Ratibor Rennen (Gruppe III) nur dem gerade aktuell zum klassischen Sieger avancierten Mythico geschlagen geben. Auf deutlich zu kurzen 1.700 Metern kam er dabei in der Schlußphase förmlich angeflogen und empfahl sich schon da mit dem angedeuteten Stehvermögen als ein möglicher Derbykandidat.
In der Stallvorstellung für die aktuelle Saison, gab es durch den Trainer dann schon adelnde Worte und vorallem eine klare Zielvorgabe. “Unterlag im Ratibor – Rennen nur knapp und hätte bei 50 Meter weiterem Weg gewinnen können. Gehört bei den Dreijährigen zur Spitzengruppe im Stall. Beginnt in den Bavarian Claasic und geht dann über die Union ins Derby.”
Erste Station war dann jedoch nicht München, sondern die Hauptstadtbahn in Hoppegarten. Das er dort beim Saisondebut im Derby Trial Frühjahrs-Preis (Gruppe III – 2.000 Meter) nur Siebter wurde und damit hinter Vorjahresform und Ambitionen zurück blieb, war nicht nur einem ungünstigen Rennverlauf, vielmehr einer zu kurzen Wegstrecke geschulded.
Auch wenn ihn nicht wenige nach dieser Vorstellung aus dem Kreis der direkten Derbyaspiranten ausschloßen, Umfeld und Trainer blieben ruhig, hielten an der geplanten Marschroute fest und verbreiteten vor der Union zudem noch ordentlich Optimismus “Mit Kondition und auf dem diesmal 200 Meter weiteren Weg, sollte er sich rehabilitieren”.
Und das machte der Hengst dann wie bereits beschrieben in bravouröser Manier, womit er auch Racing-Manager Andreas Löwe ein breites Lächeln ins Gesicht zauberte: „Dolcetto ist sehr gut in den Stall zurückgekehrt und machte nach dem Rennen einen hervorragenden Eindruck. Wir sind natürlich sehr zufrieden mit seinem Laufen. Er ist in seiner ganzen Art noch sehr jugendlich, von daher war im Vorfeld nicht ganz klar, was uns erwarten wird. Wir bekommen jetzt aber mehr und mehr Stabilität in ihn. Dass er stehen kann wussten wir, die weitere Distanz und die Art wie das Rennen gelaufen wurde, war mehr nach seinem Geschmack, wie noch in Hoppegarten. Wenn jetzt nichts Unerwartetes passiert, dann werden wir mit ihm ins Derby gehen. Wir haben gestern in gemeinsamer Runde mit den Besitzern und dem Trainer die Entscheidung getroffen, dass Michael Cadeddu ihn dann auch in Hamburg reiten soll.“ so der ehemalige Erfolgstrainer in einem Interview mit der Internetplattform >galopponline<.
Die Kölner Leistung fand auch offiziell ihren verdienten Niederschlag, denn in der jetzt von Chefhandicapper Harald Siemen neu festgesetzten Rangliste der Derbystarter, katapultierte sich Dolcetto mit der um 1 Kilo verbesserten Marke von nunmehr 91,5 Kilo auf die sechste Position vor. Und auch in der Gunst der Buchmacher tat der Hengst einen deutlichen Sprung nach oben und ist jetzt nur mit Kursen zwischen 15,0:1 bis 20,0:1 wieder im engeren Favoritenkreis zu finden.
Jetzt heißt es also nur noch gesund bleiben, dann klappt’ s vielleicht auch mit dem Derbysieg.
Fotos : Marc Rühl