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DAS SAGT DER “CHEF”

26. 04. 2023

Wir berichteten über die neue GAG Marke von Assistent nach dessen beeindruckendem Erfolg am vergangenen Sonntag im zur Gruppe II zählenden Carl Jaspers Preis. In seinem regelmäßigen Blog bei Deutscher Galopp hat Chefhandicaper Harald Siemen jetzt in gewohnt fachmännischer, aber auch launiger Art, die Vergabe der neuen Marke von 97,5 Kilo begründet. Gerne geben wir die darin Assistent betreffende Passage im Originaltext und ergänzt mit einem Foto von Marc Rühl zum Studium für unsere geneigten Leser wieder.

Blog: Chefhandicapper Harald Siemen
DER ASSISTENT SITZT JETZT IM CHEFSESSEL
Köln 26. April 2023

Die Namensgebung von Rennpferden ist eine Sache, der sich die meisten Züchter oder Besitzer mit Bedacht nähern, obwohl sie sich darüber im Klaren sein müssen, dass keine Anstrengungen, die für solche Überlegungen aufgewendet werden, die Aussichten eines Vollblüters auf eine erfolgreiche Karriere verbessern kann. Gute Namen sind natürlich etwas Schönes, aber ein Rennpferd muss nicht unbedingt einen Namen mit klassischen oder raffinierten Untertönen erhalten, um später einmal Derbysieger zu werden oder große Rennen zu gewinnen. Zu denen, die häufiger einen einfacheren und auch praktischen Ansatz bei der Benennung wählen, zählt das Gestüt Röttgen, das der Praxis folgt, den Namen ihrer Fohlen nicht nur – was selbstverständlich ist – den Anfangsbuchstaben der Mutter voranzustellen, sondern darin auch den Namen des Vaters erkennbar werden zu lassen. Auch bei dem im Gestüt Röttgen gezogenen vierjährigen Hengst Assistent, dem Sieger im G2-Carl Jaspers-Preis am vorigen Sonntag in Köln, ist das der Fall, wenn auch in recht schwach ausgeprägter Form, stammt er doch von Sea The Moon aus der Anna Thea. Nun verleiht der Name Assistent seinem Träger nicht unbedingt eine Aura der Unbesiegbarkeit, verbindet man mit ihm doch eher die Rolle eines Adjutanten und Helfers, was vielleicht auch der Grund dafür ist, dass dieser Name in den inzwischen 40 Bänden des Allgemeinen Deutschen Gestütsbuchs für Vollblut seit 1847 nur zwei Mal auftaucht. Vor dem Röttgener war ein 1978 im Gestüt Buschhof gezogener Hengst der erste Träger dieses Namens im deutschen Rennsport.

Nun also hat Assistent in den Farben von Eckhard Sauren (Mitbesitzer ist weiterhin Liberty Racing, das den Hengst auf der Jährlingsauktion der BBAG 2021 für 58.000 ersteigerte) den renommierten Jaspers-Preis gewonnen und ist damit in eine Chef-Rolle gewachsen. Im vorigen Jahr hat er gerade eben noch den Derbyzug erwischt, als er vierzehn Tage vorher das Derby-Trial in Hannover gewann. Im Derby lief er dann als Vierter ein großes Rennen, konnte das anschließend auch durch einige Platzierungen bestätigen. Anfang April kam er in einem Listenrennen in Hoppegarten zu seinem zweiten Sieg, der ihm auch konditionelle Vorteile gegenüber dem großen Favoriten Tünnes bescherte. Die konnte er am Sonntag in Köln-Weidenpesch voll ausspielen und kam zu einem in dieser Form kaum erwarteten Sieg. Vom Ende des Feldes kommend zog er auf den letzten Meter souverän davon und hatte im Ziel etwas mehr als drei Längen Vorteil gegenüber Tünnes. Das war eine handfeste Form, denn der zuverlässige Best of Lips, der sich wieder seiner Bestform nähert, kam zwei weitere Längen zurück auf Rang drei. Über ihn gerechnet kommt Assistent auf eine neue Marke von 97,5 kg (Rating 115) und steigerte sich damit um zweieinhalb Kilo. Das eröffnet interessante Perspektiven für seinen nächsten Start, der beim Frühjahrs-Meeting im Großen Preis der Badischen Wirtschaft erfolgen soll. Dort wird er auf Derbysieger Sammarco treffen, der dort sein Jahresdebüt geben soll.

Text: Harald Siemen und Fotos: Marc Rühl